Sonntagsspaziergang auf der Rosenhöhe

An diesem Sonntag, der ja immerhin der World Goth Day war, habe ich mich dazu entschlossen, einen besonderen Ort aufzusuchen: Die Rosenhöhe in Darmstadt.

Rosenhöhe – Altes Mausoleum

 

Rosenhöhe – Löwentor

 

Die Rosenhöhe in Darmstadt wurde im frühen 19. Jahrhundert von der großherzoglichen Prinzessin Wilhelmine in Auftrag gegeben. Sie ist für viele bestimmt auch nichts anderes, als jeder andere Park der Stadt Darmstadt – ein bisschen Grün, ein bisschen Natur, gut für einen kleinen Spaziergang. Nicht zu verdenken, betrachtet man die Schönheit des Parks. Ein kleiner Eindruck für alle unter euch, die die Rosenhöhe nicht kennen: ich habe bewusst Motive gewählt, die man nicht sofort beim googlen der Rosenhöhe in zigfacher Ausführung zu sehen bekommt, daher vielleicht auch ein paar neue Eindrücke, für alle, die sie kennen.

Ich finde diesen Ort, abgesehen von seiner schönen Erscheinung und der Natur, irgendwie speziell. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich zugezogen bin und daher sowieso alles mit anderen Augen sehe, als der „Eingeborene“ oder daran, dass der Park auch die Begräbnisstätte der großherzoglichen Familie darstellt.

Rosenhöhe – Neues Mausoleum

 

Rosenhöhe – Neues Mausoleum

 

Für eine gewisse Zeit habe ich mich in Verbindung mit meinem Studium und einem Praktikum näher mit der großherzoglichen Familie auseinander setzen dürfen. Ich konnte Tag für Tag mit persönlichen Gegenständen der Familie arbeiten.
Normalerweise bin ich kein großartiger Adelsfamilien-Fan und kenne mich da auch nicht sonderlich gut aus. Klar, Queen Elisabeth erkenne ich wohl, aber da hört es schon fast auf. Die Geschichte der letzten Mitglieder dieser Familie und vor allem auch die Schicksalsschläge, die die Familie erlitten hat, haben mich jedoch irgendwie gefangen und „fasziniert“.

Elisabeth von Hessen-Darmstadt, die einzige Tochter des letzten Großherzogs von Hessen-Darmstadt, Ernst Ludwig, starb im Alter von 8 Jahren, vermutlich an Typhus. Sie wurde der Tradition gemäß auf der Rosenhöhe beigesetzt. Ihr Grab wird von einer Engelsfigur geschmückt. Wie mir bei meinem ersten Besuch auf der Rosenhöhe mit einem ironischen Augenzwinkern mitgeteilt wurde, das „wohl beliebteste Fotomotiv für Gruftis auf der Rosenhöhe“. Gesagt, getan: gleich mal ein paar Fotos geschossen:

Rosenhöhe – Grab Prinzessin Elisabeth von Hessen-Darmstadt, Engelsfigur von Jugendstilkünstler Ludwig Habich

 

Nach seinem Tod 1937 wurde Ernst Ludwig auf seinen Wunsch neben seiner verstorbenen Tochter beigesetzt. Kurz darauf kamen seine zweite Ehefrau Eleonore, ihr gemeinsamer Sohn und Erbe des Hauses Georg Donatus, dessen schwangere Ehefrau und deren beiden noch jungen Söhne bei einem Flugzeugabsturz über Belgien ums Leben und wurden mit Ernst Ludwig gemeinsam beigesetzt. Ernst Ludwigs zweiter Sohn Ludwig adoptierte darauf die Tochter seines Bruders Georg Donatus, die sich nicht mit an Bord des Flugzeuges befand und gerade mal ein Jahr alt war. Sie starb zwei Jahre später an einer Hirnhautentzündung. Ludwigs Ehe blieb kinderlos, was zur Folge hatte, dass es keinen direkten Erben des Hauses Hessen-Darmstadt mehr gab (dieses Problem wurde allerdings mit einer Adoption gelöst).

Die Geschichte der Familie macht mich nachdenklich. Die Schicksalschläge zeigen, dass der Tod weder vor Jugend noch vor Titel halt macht. Auch in der früheren Geschichte des Hauses findet man enorm viele tragische Todesfälle, die den Rahmen dieses Eintrags allerdings definitiv sprengen würden. Und darum soll es ja auch gar nicht gehen. Ich möchte nur vermitteln, warum ich die Rosenhöhe irgendwie besonders empfinde und ich hoffe, es ist mir gelungen. Die Gräber aller erwähnten Familienmitglieder befinden sich auf der Rosenhöhe, daher überkommt mich immer wieder erneut dieses memento mori Gefühl, wenn ich dort bin. Vielleicht auch, weil ichdie Geschichte kenne und mich, wie bereits erwähnt, mit persönlichen Gegenständen, wie Fotoalbem, auseinander setzen durfte. Der Park zeigt in all seiner Schönheit auch die Vergänglichkeit. Und das fasziniert mich wohl so.

Für alle, die jetzt gern mehr Information über die Rosenhöhe hätten, der Link des Fördervereins.

Ich hoffe, ich konnte euch mal wieder ein wenig inspirieren, vielleicht sogar zu einem kleinen Ausflug zur Rosenhöhe, sei es mal wieder oder zum ersten Mal. Falls ja – lasst es mich wissen!

Eure

Mina Miau

 

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