Before Bauhaus? Moment mal… Fing denn alles nicht in den späten 70ern bzw. frühen 80er Jahren mit Bands wie Joy Division, Siouxsie and the Banshees, den Sisters und eben Bauhaus an? Nicht, wenn es nach dieser sehenswerten Dokumentation des essayistischen Musik-Channels Trash Theorie geht. Definiert man eine gewisse düstere und morbide Romantik als essentiellen Teil der Schwarzen Musik und die Musik als essentiellen Part der Szene, sind schon erheblich früher entsprechende Referenzen in der populären Kultur zu erkennen. Somit liegen die tatsächlichen musikalischen Wurzeln unserer Subkultur doch schon viel weiter zurück und reichen bis in die 1950er Jahre, so die Theorie. Aber mehr sei erstmal nicht vorweg genommen.
Ich persönlich mochte beispielsweise The Doors schon immer gern. Eben genau aufgrund der Thematiken ihrer Songs, deren Düsterheit mich ansprach, mich mit Resignation zurück ließ. Sie sind die erste Band, die in den Medien als „Gothic Rock“ beschrieben wurde? Überrascht mich nicht, kann doch ihre Musik sicherlich als „düster“ bezeichnet werden. Ebenso sind The Velvet Undergrounds und vor allem auch Nicos musikalische Werke wohl zweifelsohne gespickt mit Parallelen zu späteren Goth Bands und Goth Thematiken. Formationen wie The Underground Youth beispielsweise, zeigen diesen Einfluss sogar schon in ihrer Namenswahl und würdigen ihn entsprechend. Ich freue mich ja auch über die Erwähnung der Psychobilly-Bands, heute in vielleicht geringer Abwandlung als Gothabilly oder Horrorpunk bekannt und in unserer Szene nicht selten gehört. David Bowie ist ebenfalls zweifelsohne ein Musiker, der häufig auch bei späteren Szene-Bands als Referenz genannt wird, wie hier beschrieben von Robert Smith. Ein gewisser Einfluss auf spätere Werke und Künstler ist somit durchaus offensichtlich.
Sind diese Bands deswegen Goth? Wohl eher weniger, fragt man die Szene-Mitglieder selbst, die ihre Entstehung definitv an die späten 1970er und frühen 1980er Jahre und die damals auftretenden Post Punk und Gothic Rock-Bands knüpfen. Eine Szene existiert nur, wenn auch entsprechende Mitglieder vorhanden sind, die sich zu der Vorliebe zu einem Thema, der gemeinsamen „Weltanschauung“ bekennen. Genau das ist in meinen Augen der Knackpunkt. Kann man den damaligen Doors-Hörer als Anhäger einer Szene titulieren? Vielleicht als Anhänger einer alternativen oder Rock-Szene, nicht jedoch einer Gothic-Szene. Den Rocker, der Ozzie oder Alice Cooper hörte? Oder den Punk, der zu den Cramps pogte? Eher nicht. Daher kann diese Musik vielleicht als „Pre-Goth“ bezeichnet werden – Before Bauhaus eben. Diese Dokumentation zeigt sehr gut, dass definitiv schon früher in der populären Musik die der späteren Subkultur eigenen Thematiken, wie Liebe, Schmerz und Tod, musikalisch verarbeitet wurden, ebenso wie die Ästhetik, hier gut am Beispiel von Alice Cooper beschrieben. Einflüsse auf unsere Szene können nicht geleugnet werden. Diese ganze Diskussion setzt natürlich voraus, dass man als essentiellen Punkt der Subkultur die Musik versteht und die Thematiken, mit denen diese sich auseinander setzt – „Dark songs with dark themes“.
Als Kind der Achtziger kann ich natürlich nur über die Entstehung der Szene lesen bzw. Menschen fragen, die diese miterlebt haben. Mit ganz besonderer Neugier geht damit natürlich die Frage an euch raus: Was sagt ihr zu der Dokumentation? Wie empfindet ihr die These? Gab es für euch gefühlt eine Beeinflussung?
Ich bin gespannt auf eure Antworten und Eindrücke.
Eure