Serien unserer nordischen Nachbarn – von Trollen, Wikingern und (Un)Toten: Magnus Trolljäger, Beforeigners und Post Mortem

Wisst ihr, ich mag deutsche Filme und Serien in der Regel nicht so sehr. Es gibt Ausnahmen, Klassiker, klar; meist schon etliche Jahre alt. Aber insgesamt kann man sagen, mir fehlt da etwas. Ich nenne es mal die Phantastik, der Umgang mit Übernatürlichem, mit Rituellem, mit dem Fremden und (noch) Unverständlichen, dem Anderen. In Genres ausgedrückt: mir fehlt der Horror, die Science Fiction, die Fantasy, das Grotesque, gern auch in Form von Satire, schwarzem Humor oder dem sogenannten Trash.

Das ist etwas, dass unter Anderem unsere nordischen Nachbarn haben und deutlich besser in Serie und Film umsetzen: Phantastik und auch die Thematisierung von Vergänglichkeit, auf eine Art, die uns sagt: es gehört dazu. Es ist ok, sich damit zu befassen und es mit einer Prise Humor zu nehmen. Denn eins ist klar: früher oder später erwartet uns Schlafes Bruder doch alle. Und seien wir mal ehrlich: wir Schwarzvolk lieben es doch auch, uns in dieser Tatsache zu suhlen und dem Nihilismus zu frönen.

In den letzten Monaten und Jahren sind mir einige düstere Serien und Filme unter gekommen, die ich euch gern näher ans schwarze Herz legen möchte. Beginnen werde ich quasi mit einem Norwegen-Spezial: Post Mortem, Magnus – Trolljäger und Beforeigners. Drei Serien, die auf mal mehr, mal weniger humoristische Weise Tod und Wiederkehr, Geschichte und Folklore thematisieren. Perfekt für das düster morbide Grufti-Herz.

 

Post Mortem: In Skarnes stirbt niemand

(Originaltitel: Post Mortem: No One Dies In Skarnes, seit 2021, Regie: Harald Zwart und Petter Holmsen)

In der norwegischen Kleinstadt Skarnes wird gestorben, allerdings zu wenig. So kämpft das lokale Familienunternehmen um Bestatter Alvid Hallangen und Sohn Odd (Elias Holmen Sørensen) um seine Existenz. Bis Tochter Live (Kathrine Thorborg Johansen), sehr zum Leidwesen von Vater und Bruder, tot in einem Feld gefunden wird, offenbar Opfer eines Gewaltvebrechens. Doch ist Live wirklich tot (- you see what they did with her name)? Falls ja jedenfalls nicht sehr lange, denn die junge Frau wacht auf dem Obduktionstisch des Gerichtsmediziners wieder auf, sehr zur Freude vor allem von Bruder Odd. Allerdings muss Live schnell feststellen, dass der Tod sie verändert hat, denn sie entwickelt übernäturliche Kräfte und ein ungewöhnlich stark ausgeprägtes Verlangen… nach Blut! Eine Chance für das strauchelnde Familienunternehmen?

Mich hat diese Serie vor allem durch seine düstere Atmosphäre und die interessant vielschichtigen und liebenswerten Hauptcharaktere Live und Odd überzeugt. Dies liegt nicht zuletzt an der schauspielerischen Leistung von Kathrine Thorborg Johansen, die ihrer Figur Live sowohl Verletzlichkeit und Stärke, aber auch eine gewisse Portion Weirdness einhaucht. Elias Holmen Sørensen schafft es, durch sein dezent humoreskes Spiel des Odd hierzu einen guten charakterlichen Gegenpol zu etablieren, ohne dass es albern wird. Insgesamt ein spannender und unterhaltsamer düsterer Genremix aus Horror, Thriller und Drama.

Die mit Vampierhorror-Elementen gespickte Dramedy mit ihren skurril-liebenswerten Figuren kommt in 6 Folgen daher. Den deutschen Trailer könnt ihr euch auf der entsprechenden Netflix-Seite zur Serie anschauen. Hier findet ihr auch alle Folgen.

 

Magnus – Trolljäger

(Originaltitel: Magnus, seit 2019, Regie: Geir Henning Hopland)

Weird, weirder, Magnus – Trolljäger! Was für eine herrliche Skurrilität ist das denn bitte? Achtung, diese Serie ist nichts für schwache Nerven, ist ihre Darstellung doch häufig explizit und ihr Humor, naja, ich nenne es mal derb, schwarz eben. Ich mochte es.

Magnus Undredal (Vidar Magnussen) ist Ermittler bei der örtlichen Polizeibehörde in einem ländlichen Teil Norwegens. Sein Problem ist allerdings, dass er von seinen Kollegen auf Grund seiner verwirrten Art, seiner ausbleibenden Ermittlungserfolge und stets absurden Theorien wenig Ernst genommen wird. Was diese jedoch nicht sehen: Magnus ist eigentlich genial und kann dies bei seinem neuesten Fall, den er gemeinsam mit seinem akut suizidalen Kollegen Dan (Pål Rønning) und einem Jungen aus der Nachbarschaft lösen soll, beweisen. Denn dieser Fall hat es auf eine folkloristische Art und Weise in sich und erfordert daher eine ganz andere Denkweise, die Magnus mit sich bringt.

Als eine junge Frau tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird und ihr Begleiter, ein bekannter Schauspieler, nirgends aufzufinden ist, sieht alles zunächst nach einem gewöhnlichen, wenn auch für diese Gegend eher unüblichen, Verbrechen aus. Das ist es jedoch nicht … nur so viel sei weiterhin gesagt: Trolle und Gnome.

Hinter der Fassade einer von zum Teil durch trashigem Slapstick oder derben Humor gezeichneten Umsetzung ist Magnus – Trolljäger auch eine Geschichte darüber, wie Menschen in ihrem Alltag mit Verlust, mit der Rolle des Außenseiters oder dem Erleben von Mobbing umgehen. Dabei nimmt sich die Serie jedoch nicht allzu Ernst. Hierbei ist Magnus, der sympathische Antiheld, in einigen Verhaltensweise sicherlich als Identifikationsfläche für den Zuschauer geeignet, ebenso allerdings auch durch sein teils absurdes Verhalten abschreckend, gar grotesk. Vidar Magnussen verkörpert diese Vielschichtigkeit des Charakters durch sein Schauspiel perfekt.

Die fantastische Krimi-Komödie besteht bisher aus einer Staffel mit 6 Folgen. Lange war sie kostenlos in der ARD-Mediathek verfügbar, mittlerweile ist sie leider hinter einer Paywall (ARD plus). Aber wenn ihr die Möglichkeit habt – diese Serie sei euch ans Herz gelegt. Alternativ findet ihr sie auch auf Amazon Prime Video.

 

Beforeigners – Mörderische Zeiten

(Originaltitel: Fremvandrene, seit 2019, Regie: Jens Lien)

Was passiert, wenn man Menschen verschiedenster Epochen, von der Steinzeit, über das Mittelalter, bis hin zum 19. Jahrhundert, in unserer heutige moderne Welt zusammen bringt? Beforeigners erzählt genau dies: im Zentrum der Handlung steht Alfhildr (Krista Kosonen), eine aus der Wikingerzeit des 11. Jahrhunderts stammenden Kriegerin, die, wie so viele andere der so genannten Beforeigners, plötzlich im Hafen Oslos auftaucht. Nun muss sie sich, ebenso wie die anderen Zeitmigranten auch, in ihrem neuen Leben in der modernen Zivilisation zurechtfinden. In unserer Gegenwart ist sie Polizistin in Oslo und löst gemeinsam mit ihrem nicht zeitmigrierten Kollegen Lars (Nicolai Cleve Broch) Fälle, die sich allzu oft auf Grund mangelnder Integration und Klassifizierung der Zeitmigranten ergeben – culture clash at it’s best.

Zudem dreht sich die Handlung auch um den Versuch, das Rätsels um die plötzlich überall auf der Welt auftauchenden Menschen aus der Vergangenheit, den Beforeigners, zu klären. Hierbei entsteht gerade wegen der unterschiedlichen Hintergründe der Charaktere ein spezifischer Humor. Und wie sollte es bei einer Serie im Krimigenre auch anders sein: natürlich geschieht auch irgendwann ein Mord, den das unterschiedliche Ermittler-Duo gemeinsam zu lösen versucht.

Beforeigners erfindet das Rad der Integrationsproblematik und seine Darstellung in der fiktionalen Unterhaltung sicherlich nicht neu. Relativ schnell ist zu erkennen, dass hier auf eben jene Problematik aufmerksam gemacht werden soll. Und doch ist die Art, wie dies in der Science-Fiction-Krimiserie mit schwarz-humoresken Elementen passiert, sehr gelungen. Ein Humor, der eben gerade auf Grund der verschiedenen Hintergründe der Charaktere entsteht und funktioniert. Krista Kosonen in ihrer Rolle als kriegerische und so gar nicht in die Normen des 21. Jahrhunderts passende Frau (mit teilweise sehr pragmatischen Lösungen für Probleme) tut hier ihr Übriges.

Beforeigners kommt derzeit mit 2 Staffeln mit jeweils 6 Folgen daher und ist derzeit bei Amazon Prime Video streambar. Eine weitere Staffel ist in Planung.

Und das möchte ich euch auch definitiv nicht vorenthalten:

Lasst es mich doch gern wissen, wenn ich euch zum Schauen animieren konnte.
Vielleicht kennt ihr die ein oder andere Serie auch schon?
Ab in die Kommentare mit eurer Meinung!

Bis bald, ihr wunderbaren Schwarzkittel.

Eure

Mina Miau

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